Vom 21. - 24. Oktober wurden im Sihlsports in Langnau am Albis die Racketlon Einzelweltmeisterschaften durchgeführt. Das Center verfügt dabei über eine hervorragende Infrastruktur für einen solchen Anlass, sodass jeweils parallel auf 5 Courts in allen vier Sportarten gespielt werden konnte. Für die ausgezeichnete Organisation und reibungslose Durchführung war Turnierdirektorin Esther Dübendorfer mit ihrem Team verantwortlich. In nicht weniger als 29 Kategorien von U11 bis O70 wurde um die Medaillen gespielt. Insgesamt waren 261 Spielerinnen und Spieler aus 20 Nationen am Start. In den Eliteserien A (offene Alterskategorie) ging Gold schliesslich sowohl bei den Damen als auch bei den Herren nach Dänemark. Habe ich früher selbst an solchen Events als Spieler teilgenommen, war ich dieses Mal an zwei Tagen in anderer Funktion vor Ort. Als Tennis-Schiedsrichter lernte ich eine andere Seite kennen und musste mich öfters im Zaum halten, um bei begeisternden Ballwechseln nicht mitzuklatschen oder nicht beratend zur Seite zu stehen ;-). Und auch wenn es durchaus Spass gemacht hat, war ich jeweils gar nicht unglücklich, wenn mich Beat (vielen Dank!) ablöste. Damen A Der Zufall wollte es, dass es im 16-er der Tableau der Damen gleich zum Auftakt zur Begegnung zwischen der topgesetzten Schwedin Anna-Klara Ahlmer und der hoch gehandelten Dänin Stine Jacobsen kam. Für Anna-Klara eine Horror-Auslosung. Was aus ihrer Sicht zu befürchten war, tritt ein. Nachdem es für sie im Squash nicht gut läuft, braucht Stine im Tennis nur noch 6 Punkte. Anna-Klara ist zwar eine hervorragende Tennisspielerin, doch gegen Stines Defensivtaktik findet sie erneut kein Mittel. Danach ist in der oberen Tableauhälfte der Weg für Stine ins Finale weit offen. Ausgeglichener ist die untere Hälfte besetzt, mit der Turniernummer 2 Zuzana Severinova, der Weltmeisterin von 2012 und 2013 Nathalie Vogel, mit Astrid Reimer-Kern und der Lokalmatadorin Nicole Eisler. Schliesslich kommt es zu einem dramatischen, rein deutschen Halbfinale zwischen Nathalie und Astrid, in welchem sich Astrid im Gummiarm durchsetzen kann. Astrid ist seit einigen Jahren jedoch Wahl St. Gallerin. In den Wochen vor der WM stehe ich mit ihr einige Male am Tischtennis-Tisch und auf dem Badminton-Court. Im Tischtennis mit dem Ziel gegen kurze und lange Noppen Strategien zu entwickeln, da mit Zuzana (lange Noppen auf der Rückhand) und Stine (kurze Noppen auf der Rückhand) zwei der Hauptkonkurrentinnen "Material" einsetzen. Im Finale gegen Stine beginnt Astrid furios, doch kann sie das Niveau nach dem Seitenwechsel nicht ganz halten. Im Badminton (Spezialdisziplin von Stine) und Squash (Spezialdisziplin von Astrid) sind die Vorteile klar verteilt, die beiden Disziplinen heben sich fast auf. Mit einer 6-Punkte-Führung geht Stine ins Tennis. Da beide sehr sichere Tennisspielerinnen sind, sind lange Ballwechsel vorprogrammiert. So kommt es dann auch. Astrid ist die etwas aktivere, Stine nimmt jegliches Tempo raus und spielt wie ein Uhrwerk. Und die Geduld zahlt sich aus. Erstmals geht in der Elitekategorie der Damen Gold nach Dänemark. Für die Konkurrenz stellt sich die Frage, wie man bei den kommenden Turnieren im Tennis gegen Stine agieren muss, um sie aus der Komfort-Zone zu bringen. Smart Tennis ist angesagt... Herren A Das Herren-Elitefeld ist absolut hochklassig besetzt. Neben den Weltranglisten-Ersten geben Serien-Weltmeister Jesper Ratzer, sein Trainingskollege Kasper Jonssen und gar "Altmeister" Magnus Eliasson ihr Comeback. Zudem gelten die britischen Youngsters Leon und Luke Griffiths als heisse Kandidaten im Medaillen-Kampf. Ab Runde 1 gibt es im 32-er Tableau packende Duelle zu sehen. Nach einem Forfait-Sieg in Runde 1, trifft Jesper Ratzer in seinem Achtelfinale auf den Franzosen Sylvain Ternon, der ihm alles abverlangt und der ihn im Badminton mit 21:10 empfindlich schlägt. Erst in der Endphase des Tennis-Satzes setzt sich Rasper dank seiner Erfahrung und immensen mentalen Stärke durch. Derweil fegt Leon Griffiths durch das Feld. Bis zum Halbfinale verliert der 22-jährige Brite keinen einzigen Satz. Dabei bleibt es auch gegen den Weltranglisten-Ersten Morten Jaksland. Leon überzeugt auf der ganzen Linie und muss auch in dieser Partie nicht einmal zum Tennis-Racket greifen. Jesper in der anderen Hälfte steigert sich von Runde zu Runde. In seinem Halbfinale trifft er auf Luke (Jahrgang 2003) und lässt Leons jüngerem Bruder keine Chance. Im Finale zeigt dann Jesper Ratzer eindrücklich, dass er auch nach seiner Auszeit das Mass aller Dinge ist. Unaufhaltsam strebt er seinem 6. WM-Titel im Einzel entgegen. Es ist eine Demonstration an Technik, Raffinesse, körperlicher und mentaler Stärke. Bereits im Tischtennis legt er mit einem 21:17 den Grundstein. Leon rettet sich gerade noch ins Tennis, doch Ratzer braucht nur noch einen einzigen Punkt - Formsache. Nach dem zweiten gespielten Punkt ist das Finale bereits vorbei - World Champion again, Jesper Rasper from Denmark! 4 Rackets Rhine Valley (4RRV) Im Juni 2010 haben wir zu sechst - im Anschluss an die Racketlon Swiss Open - einen der ersten Racketlon-Vereine der Schweiz gegründet, um an der nationalen Mannschaftsmeisterschaft (Interclub) teilzunehmen. Nicole, Renato, Tuncay, Arno, Thomas und ich waren die Gründungsmitglieder. Seither gehört 4RRV zu den Topklubs und spielt Jahr für Jahr um den Meistertitel mit. Mit Nicole, Thomas und Claude war die "4RRV-Delegation" an dieser WM klein, aber fein... Nicole ist seit über einem Jahrzehnt das nationale Aushängeschild im Damen-Racketlon. International konnte sie beachtliche Erfolge feiern und stand im März 2012 gar ganz zuoberst in der Weltrangliste. Im Viertelfinale unterliegt Nicole der Weltmeisterin Nathalie Vogel nach hartem Kampf. Thomas reist mit minimaler Vorbereitung an (abgesehen von akribischem Videostudium) , trotzdem sorgt er in der Kategorie Herren B für Furore. Erst im Halbfinale wird er durch einen sehr starken polnischen Spieler und seinen Körper gestoppt. Die Strapazen fordern leider ihren Tribut. Für Claude läuft es im Herren C gar noch besser. Bis zum Halbfinale gewinnt er all seine Partien äusserst souverän. Das Halbfinale ist dann eine ganz enge Angelegenheit mit dem besseren Ende für Claude. Erst im Finale gegen den Inder Varinder Singh wird der Erfolgslauf gestoppt. Silber für Claude - herzliche Gratulation! Neben dem sportlichen Wettkampf sind es im Racketlon jedoch insbesondere auch die Begegnungen abseits des Courts und die Kontakte zu Spielerinnen und Spielern aus anderen Ländern, welche entstehen und äusserst bereichernd sind. Ganz klar - Sport verbindet und baut Brücken.
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